Kölner Initiative Grundeinkommen

Seit 20 Jahren wirbt der amerikanische Ökonom Edgar Feige für ein Steuerkonzept, das diejenigen zur Kasse bittet, die Geld bewegen.Das wäre billiger für die Arbeitnehmer, einfacher für den Staat – und ein Albtraum für die Wall Street.

brand eins: Herr Feige, die Dinge ändern sich momentan sehr schnell. Zuerst sprach man von einer Immobilienkrise, dann von einer Finanzkrise, inzwischen spricht man von einer weltweiten Rezession. Finden die Regierungen auf diese Herausforderungen die richtigen Antworten?

Edgar Feige: Wir durchleben in der Tat eine sehr turbulente Zeit. Und ich ziehe meinen Hut vor den Europäern, die schnell und umfassend auf die Krise reagiert haben. Die neue US-Regierung in Washington wird mit den Europäern sicherlich an einem Strang ziehen. Was mir aber ein Rätsel bleibt, ist die Frage, wieso wir auf internationaler Ebene immer noch vom Bretton-Woods-System sprechen. Dieses System orientierte sich bekanntermaßen an festen Größen wie dem Goldstandard und dem Dollar. Doch diese festen Größen sind Vergangenheit. Wir sollten über ein System nachdenken, das den Realitäten des 21. Jahrhunderts gerecht wird: eine globale Wirtschaft mit vernetzten Informationsgesellschaften, in denen Wissen und Kapital in Sekunden verschoben werden. Aber ich bin ein Forscher. Es ist sehr schwer für mich, meine Ideen an die Politiker zu verkaufen.

Sie fordern seit fast zwei Jahrzehnten ein komplett anderes Steuersystem. Warum glauben Sie, dass man das bestehende System über den Haufen werfen sollte?

Mich hat schon immer die Frage fasziniert, wie heute die Welt aussähe, wenn wir vor hundert Jahren dem neoklassischen Ökonomen Irving Fisher und nicht John Maynard Keynes gefolgt wären. Fisher blickte auf die Summe aller freiwilligen Transaktionen in einer Volkswirtschaft: auf Güter, Dienstleistungen und Geldgeschäfte. Für ihn waren dies die Atome des Wirtschaftslebens. Keynes hingegen war ein Produkt seiner Zeit und damit der Weltwirtschaftskrise von 1928/29. Er beschäftigte sich vor allem mit den sinkenden Einkommen. Geldgeschäfte spielen in seiner Analyse keine Rolle: Aktien, festverzinsliche Rentenpapiere, Devisen - all das fehlt in seinen Betrachtungen. Unter dieser begrenzten Weltsicht leiden wir noch heute.

Vollständiger Artikel als PDF:
138_b1_01_09_edgar_feige_interview.pdf

Quelle: brand eins, 01/2009, SCHWERPUNKT: Wirtschaft neu



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