Kölner Initiative Grundeinkommen

Noch nie wurde für Soziales so viel ausgegeben wie heute. Gleichzeitig werden ALG-I I-Empfänger schikaniert. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte diesem Irrsinn ein Ende machen.


Wo alte Irrtümer regieren, ist ein wenig Grundlagenarbeit nie verkehrt - und Bibelfestigkeit schadet nie. Helgo Klatt vom Hamburger Netzwerk Grundeinkommen weiß Bescheid. Wie so viele seiner Kollegen, die als Befürworter eines bedingungslosen, also an keinerlei Gegenleistungen und Kontrollen gebundenen Grundeinkommens Überzeugungsarbeit leisten, hat er den berühmten Satz des Apostels Paulus aus dem 2. Brief an die Thessalonicher schon oft gehört: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."

Ein merkwürdiger Satz. Denn heute wie zu Paulus' Zeiten gab es Arbeit, die schwer und schlecht bezahlt war, oder es gab Leute, die trotz aller Mühen keine Arbeit fanden. Es gibt Arbeit, die nicht bezahlt wird, weil wir dafür noch keinen Preis gefunden haben, die aber wichtig ist für den, der sie tut, und für andere. Es gibt so viel Arbeit, wie es Ideen gibt. Und es gibt eine menschliche Würde. Ist es christlich, all das zu ignorieren?

Wie ein Dampfhammer fährt der Satz auf alle herab - er kommt wie das Amen im Gebet, wenn alle Argumente verbraucht sind. Paulus als Schutzpatron der untergehenden Erwerbsarbeitsgesellschaft.

Kann doch nicht sein, sagte sich Klatt - und ließ Gerhard Sellin, Theologieprofessor an der Universität Hamburg, die Sache mal begutachten. Der Experte für neutestamentarische Fragen kam zu einem verblüffenden Schluss: Paulus' Diktum sei keineswegs zu verallgemeinern. Der Apostel habe mit seinem Spruch nur die Thessalonicher ermahnen wollen, bis zur "Wiederkunft des Himmelreichs auf Erden nicht die Hände in den Schoß zu legen". Diese "und nur diese besondere Situation", so der Experte, sei mit dem berühmten Zitat des Paulus gemeint. Causa finita.

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Quelle: brand eins 09/2009 - SCHWERPUNKT: ARBEIT

Wolf Lotter, einer der „führenden Publizisten auf dem Gebiet der Beschreibung der Transformation von der alten Industriegesellschaft hin zur neuen Wissensgesellschaft“ (Wikipedia) und bekannt für seine Leitartikel in brand eins, verfasste schon 2005 einen wegweisenden Artikel über die Idee des Grundeinkommens, der damals vielen Grundeinkommensinteressierten den Einstieg in die Thematik erleichtert hat.

Viele kennen Wolf Lotter auch von seinem Auftritt im Film Grundeinkommen, wo er den Satz prägte: „Die Finanzierbarkeit ist gewährleistet, Freiheit ist die schwierige Übung.“

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